Klar, der hat doch den
kategorischen Imperativ geformt: "Handle
nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass
sie ein allgemeines Gesetz werde." Der
ist zwar von Immanuel Kant, dieser Tage aber sicher mehr als
beachtenswert.
Hier
war es in letzter Zeit sehr still. Ich habe wenig geschrieben. Mein
eigener Anspruch macht mich zuweilen wort- und der Alltag sprachlos.
Was haben wir vor der Sommerpause für ein Gipfeltheater gehabt. Hier
ein Gipfel, da ein Sondergipfel und dann ein nächtlicher Gipfel.
Europa wird fragwürdig. Erst geht es um 7 Milliarden, jetzt wird
über 86 Milliarden verhandelt. Verhandelt! Dafür so unendlich viele
Gipfel vorher… Nebenbei kann man sich nicht über die Unterbringung
von 60.000 Flüchtlingen im christlichen Abendland einigen. Und in
Deutschland: Der Bundestag beschließt immer mehr Gesetze, die
entweder gegen europäisches Recht oder deutsches Verfassungsrecht
verstoßen. Da wird man sprachlos, es wächst Gleichgültigkeit,
Schweigen.
Alles
Schweigen muss ein Ende haben
Und
jetzt lese ich: 202 Übergriffe auf Asyl- und Flüchtlings-unterkünfte
alleine im 1. Halbjahr 2015 in Deutschland. Da darf man nicht mehr
still sein! Nicht nach der Gutmenschen-Art betroffen und insgeheim
mit der Freude darüber, das keine Asylbewerber in der Nachbarschaft
sind. Ein Übergriff wäre schon schlimm, aber 202 – das ist ein
gesellschaftlich-politisches Problem, nein, noch tragischer, es ist
ein Drama!
Natürlich
braucht eine Demokratie unterschiedliche Auffassungen und Meinungen,
sie braucht Extreme. Eine Demokratie muss das aushalten! Aber, Gewalt
gegen Menschen?
Mir
gefällt auch nicht jeder Mensch in unserem Land. Manchmal sehe ich
z.B. dicke Frauen in Leggins gepresst, Männer in Shorts mit weißen
Strümpfen und Sandalen, Glatzköpfe mit unerträglichen Westen und
noch viel mehr. Demonstriere ich deswegen gegen sie, zünde ich ihre
Häuser an? Ich will sie nicht sehen. Und doch haben sie einen
Anspruch auf eigene Entfaltung, auf ihr eigenes Leben in Würde und
Freiheit. Wie Schwule, Lesben, Andersdenkende, Andersgläubige und
eben auch Flüchtlinge.
Was
für ein Vergleich, wird manch einer denken. Toleranz fängt in
Kleinigkeiten an, in den eigenen vier Wänden, im eigenen kleinen
persönlichem Umfeld.
Konfuzius
hat einst formuliert: „Begegne
den Menschen mit der gleichen Höflichkeit, mit der du einen teuren
Gast empfängst. Behandle sie mit der gleichen Achtung, mit der das
große Opfer dargebracht wird. Was du selbst nicht wünschst, das tue
auch anderen nicht an. Dann wird es keinen Zorn gegen dich geben –
weder im Staat noch in deiner Familie.“ Und
Isokrates sagt: „Tut anderen Menschen nicht an, worüber ihr empört
wäret, wenn ihr es selbst erfahren müßtet. Was immer ihr mit
Worten verurteilt, dies setzt auch niemals in die Tat um.“
Hilf
allen, soweit du kannst
Es
genügt Arthur
Schopenhauer: „Verletze
niemanden, vielmehr hilf allen, soweit du kannst.“ Eine
regula aurea, eine Goldene Regel des Lebens besagt: Behandle andere
so, wie du von ihnen behandelt werden willst. Als Sprichwort ist uns
die Kernaussage der
Fabel des Aesops vom
Adler und dem Fuchs
bekannt: „Was du nicht willst was man dir tu', das füg’ auch
keinem andern zu.“
Den
Straftätern, die Flüchtlinge angreifen, Unterstützer bedrohen,
Unterkünfte anzünden, sei gesagt, sie wollen ein System der
Willkür. Ein solches System kennt keine Grenzen, jeder kann dort
Opfer werden. Selbst die Protagonisten.
Fast
hätte ich Voltaire
vergessen.
Er schrieb
in seinem Plädoyer für Toleranz 1763: „Aber noch klarer ist, daß
wir uns wechselseitig dulden müssen; denn alle sind wir schwach,
schwankend und der Unbeständigkeit wie dem Irrtum verfallen.“